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Unser Weg zum Freiflug

Unser Weg zum Freiflug

Geschrieben von ARAPAPA am 31.01.2011

Trudy und Grisu fliegen am Himmel über Rüsselsheim ihre Kreise und kommen immer schön wieder zu ihren Pflegeeltern zurück.

 

Am Wochenende stapeln sich die Zuschauer und Kameras und immer wieder wird die gleiche Frage gestellt:

Kommen die wieder zurück?

Unsere Antwort ist einfach „Wir haben das trainiert“.

 


 

Warum lassen wir unsere Papageien fliegen?

Wir antworten  „weil es den Papageien und uns so gut gefällt....“

 

Wer seinen Papagein fliegen lässt muss verrückt sein. Diesen Satz haben wir immer wieder vor Augen. Trotzdem fliegen unsere Papageien (nicht nur die Aras) jeden Tag wieder aufs Neue.

Wir haben uns aus verschiedenen Gründen dazu entschieden. Einige sind physiologisch zu begründen, andere aus Spass am Tier und wieder andere sind gar nicht zu erklären. Eines ist aber sicher:
Wenn Trudy am Himmel ihre Kreise zieht, dann macht uns das Freude. Sie zu sehen wie Sie mit dem Wind spielt, gleitet und dabei vor Glück laut schreit macht uns einfach glücklich. Sie belohnt uns dann alle mit Ihrer Liebe und Intelligenz wenn Sie den restlichen Tag entspannt in der Wohnung bleibt.

Aber wie kommt es zu solch einem Vertrauen? 

Die Antwort ist hartes Training und konstante Arbeit. Nichts geht alleine und alles muss trainiert werden.

Für alle, die das auch erreichen wollen, hier die Checkliste zum Erfolg. Aber eines sollte dabei immer beachtet werden:
Es gibt immer Risiken beim Freiflug. Das Wegfliegen ist dabei nur das kleinste Problem. Autos, Hunde, andere Wildtiere und nicht zuletzt andere Menschen können so ein Glück zerstören. 

 


 

Vorraussetzung:
Nicht jeder Papagei ist gleich geeignet zum Freiflug – nicht jede Umgebung ist geeignet und nicht jeder Mensch will den Aufwand dazu betreiben. Dies alles ist legitim und es kann nichts mit Zwang erreicht werden. Es gibt aber die richtigen Schritte und sogar Anleitungen zum Freiflug, welche den Weg dazu aufzeigen.

Auf alle Fälle sollte ein Papagei eine starke Bindung zum Halter haben. Ohne diese Bindung kann ein Freiflug fatale Folgen haben. Auf gar keinem Fall aber versuchen Sie es einfach ohne entsprechendes Training. Professionelle Trainingshilfe kann von verschiedenen Institutionen gewährt werden, wie z.B. dem Papageienhof Dreiländereck. Dort praktizieren erfolgreiche Trainer entsprechende Kurse um Papageien das Freifliegen zu erlernen. Mit solch einer professionellen Anleitung kann auch Ihr Papagei den Freiflug erlernen.

Dieser Artikel kann und will diese Kurse nicht ersetzen, aber Ihnen bei der Bewertung helfen ob dieses Ziel bei Ihrem Papagei erreicht werden kann. Auf alle Fälle aber erhalten Sie hiermit einen Überblick über die Schritte und Aufwendungen die dazu notwendig sind. Am Ende der Ausführungen sollten Sie selbst entscheiden ob der letze Schritt, der Freiflug, gewagt werden soll. Es gibt für jedes Tier eine andere Entscheidung und nicht notwendigerweise ist der Freiflug das zu erstrebende Ziel. Alle Übungen, die nachfolgend erklärt werden, sind ein Ziel für sich selbst und es ist keine Schande wenn am Ende der Freiflug nicht gewagt wird. Der gesicherte Flug an einer langen Leine ist schon viel besser als die größte Voliere.

Generell gilt aber: je jünger ein Papagei ist und mit dem Training beginnt umso sicherer kann das Ziel erreicht werden. Dabei spielt es keine Rolle welche Papageienart zum Freiflug gebracht wird.

 

 


 

 

Anforderungen an den Papagei
Ein Papagei für den Freiflug sollte sehr viel Vertrauen zu seinem Halter / Trainer haben. Papageien die scheu sind oder nur widerwillig auf die Hand steigen, sollten beim Training erst an anderer Stelle beginnen.

Es sollte ohne Probleme möglich sein den Papagei zu streicheln, auf die Hand zu nehmen und bereits in der Wohnung muss es möglich sein den Papagei per Zuruf kommen zu lassen. Mit welchen Verstärkern Sie arbeiten ist dabei unerheblich solange sie Wirkung zeigen. Testen Sie einige Methoden aus um zu sehen welche Variante für ihren Papagei am besten zurifft.

Ihr Papagei sollte in der Wohnung schon erste Flugmanöver fliegen können. Papageien die gestutz sind oder anderweitig das Fliegen verlernt hatten müssen erst Stück für Stück wieder an Flugfertigkeiten herangeführt werden.

Bringen Sie Ihren Papagei bei schönen Wetter an die frische Luft. Dies dient nicht nur der besseren Gesundheit durch freie Luft und Sonnenlicht (UVB für die Vitamin D Synthese), sondern gewöhnt den Papagei auch an die Umweltgeräusche. Dies ist nicht zu unterschätzen, da der Papagei zuvor in der Wohnung nicht nur optisch sondern auch akustisch von der Aussenwelt abgeschnitten war. Zudem entsteht durch die Wohnungshaltung ein sogenannter „Neue Voliere Effekt“ wenn der Papagei zum ersten Mal die sichere Wohnung verlässt. Aus Unachtsamkeit entflohene Papageien  erschrecken durch diesen Effekt und obwohl diese selten in der Lage sind richtige Entfernungen zu fliegen, verirren diese sich durch einen extremen Höhenflug da plötzlich die Decke fehlt. Wenn die Kraft nachlässt wird der nächst mögliche Ausruhplatz gesucht.
Dies ist dann meistens ein hoher Baum oder ähnliches. Hier wartet Ihr Papagei dann geduldig auf Sie – egal wie hoch es der Ast auch ist. An ein Runterfliegen ist an dieser Stelle noch lange nicht zu denken. Erst wenn der Papagei total verzweifelt und vom Hunger getrieben ist, wagt er den Abstieg, was aber auch hier noch durch Panik dazu führt weiter zu fliegen. Fliegen ist eben nicht einfach – auch nicht für Vögel.

Aus diesen Effekten bilden sich die wichtigsten Übungen zur Vorbereitung auf den Freiflug:

1.) Gewöhnung an die freie Umgebung (Geräusche, Luft, fremde Tiere und Menschen)
2.) Vermindern des „Neue Voliere Effektes“ (fehlende Decke – andere Umgebung)
3.) Rückruftraining
4.) Trainieren der „Runterfliegens“ von hohen Stellen (Bremsen und Landen).
5.) Umgang mit Wind und anderen Gefahren

Die oben genannten Trainingseinheiten können zum Teil getrennt voneinander geübt und trainiert werden, sind aber alle notwendig um einen entsprechenden Trainingserfolg zu garantieren. Im nachfolgenden führen wir hier die einzelnen Schritte auf, die bei unserem Training ausschlaggebend waren. 

 


 

 

Gewöhnung an die freie Umgebung
In dieser Trainingseinheit gibt es einiges an Variationen. Aber generell gilt: Setzen Sie Ihren Papagei in verträglichen Einheiten den Umweltbedingungen aus die so anders als das gesicherte Wohnzimmer an der freien Umgebung auf den Vogel warten. Die einfachste Methode ist einen Transportkäfig zu nutzen und den Papagei mit hinauszunehmen. Frische Luft und Sonnenlicht sind nicht nur für uns Menschen gut, sondern verbessern auch die Lebensqualität von Papageien.

Wer glücklicher Besitzer von Aussenvolieren ist, hat natürlich die besten Vorraussetzungen um die Umweltgewöhnung vorzunehmen.

Alle anderen können einen sogenannten „Vogelharness“ verwenden. Obwohl sehr oft widersprüchlich diskutiert, so haben diese Vorrichtungen doch den Vorteil den Papagei gesichert an die Frischluft führen zu können. Der Papagei sitzt dabei auf der Schulter und lässt sich umhertragen. Es gibt Papageien, die daran so viel Spass haben, dass der Papageienhalter nicht mehr ohne große Diskussionen aus dem Haus gehen darf. Auch wir hatten in einer ersten Phase damit angefangen.

Eine weitere (bessere) Alternative ist die Nutzung von sogenannten Fluggeschirren. Schauen Sie dazu die Webseite www.papageienflug.de. Hier wird ein entsprechendes Fluggeschirr angeboten. Das Fluggeschirr hindert den Papagei nicht am fliegen, kann aber auch am Anfang genutzt werden um gesichert die Umwelt zu begutachten. Wir haben mit dem Fluggeschirr „AVIATOR“ sehr gute Erfahrungen gemacht und waren oft im Sommer im Wald. Dort gab es ja auch ganz viele Gründe (Brombeeren, Maiskolben und vieles mehr…) 

 


 

Vermindern des „Neue Volieren Effektes“


Wir nahmen unsere Papageien mit, wo immer wir konnten. Wir machten Spaziergänge durch Wald und Wiese, aber vermieden stark befahrene Straßen. Auch nach einiger Zeit Eingewöhnung an die Frischluft, erschrecken unsere Papageien immer noch vor grösseren LKW oder schnelle Autos. Wir halten daher bei solchen Begegnungen die Leine bewusst kurz.

 

Nach einiger Zeit haben wir festgestellt, dass unsere Papageien diese Tagesunterbrechungen sehr gerne annahmen und alle sicher auf der Schulter sitzend sogar lange Ausflüge sicher begleiteten.

Wir gewöhnten die Papageien an andere Menschen, auch an Hunde und Radfahrer. Wir blieben bei vorbeikommenden Radfahrern und Hunden stehen und zeigten den Papageien dass hier keine Gefahr ausgeht. Dies ist ein wichtiger Trainingseffekt. Papageien sind von Natur aus neugierig und werden, wenn sie die entsprechende Möglicheit dazu haben, offen mit den neuen Gegebenheiten umgehen. Wir achteten dabei darauf, dass die Papageien sich immer wohlfühlten und nie Stress oder Bedrängung zeigten 

 

 

 

 


 

Rückruftraining
Dieser Teil ist wohl der facettentreichste Teil der Übungen. Dabei war es erst einmal wichig in Erfahrung zu bringen, was dem Papagei als Belohnung dient.Wir begannen z.B. damit kleine Pinienkerne als Belohnung (Fachjargon: Verstärker) anzuwenden. Dies funktionierte auch in der Wohnung wunderbar. Als wir dann aber die Übungen im Freien wiederholten, wollte keiner mehr die Pinienkerne fressen. Die Belohnung wurde ignoriert. Dafür begannen wir die Papageiein für jede gelungene Übung übermäßig zu loben und hatten unseren neuen Verstärker gefunden. Mittlerweile loben sich die Ara’s sogar gegenseitig. Wenn wir einen Ara loben, bekommt er sofort Gefiederpflege vom anderen Ara.

Wir begannen mit ganz kurzen Distanzen und ließen die Papageien von einer Person zu einer anderen fliegen. Immer mit Verstärker nach erfolgreich absolvierter Übung. Als diese Übung sauber funktionierte, legten wir das Fluggeschirr an und versuchten die gleiche Übung im Freien. Die Papageien konnten dann spielerisch von einer Person zu anderen Person „hüpfen“. Die Distanz hielten wir dabei am Anfang kurz und überschaubar.

Mit Fortschritt der Übung konnten wir die Distanz vergrößern. Wir nutzen dazu gerne handelsübliche Hunde „Flexi Leinen“, die mit Längen von bis zu 8 Meter angeboten werden und verlängerten damit die Fluggeschirrleine. Somit vergrößerte sich dann Stück für Stück die Entfernung zwischen den beiden Personen.


Danach übten wir das Warten auf einer Bank oder einem Ast und ließen die Papageien auf Zuruf zu uns fliegen. Es ist wichtig, dass Befehle wie „Bleib“ und „komm her“ vom Papagei gut verstanden und ausgeführt werden. Erst als diese Übung gut funktionierte, hatten wir uns größere Strecken zugetraut.

Der nächste Trainingsschritt war schon die Vorbereitung zum Freiflug. Wir suchten uns dazu ein freies Feld und trainierten dort die zuvor genannten Figuren. Als diese fest und sicher funktionierten, durften die Papageien immer wieder von Person zu Person fliegen. Wir vergrößerten die Entfernungen und wurden sogar etwas sportlich dabei. Wir achten  darauf die Befehle „Bleib“ und „Flieg“  / „Komm“ sauber anzuwenden.

Es lag dann in unserem Ermessen wann der erste Flug ohne Fluggeschirr durchgeführt werden konnte. Wir testeten den ersten Flug indem einmal das Fluggeschirr gelöst wurde und der Papagei ohne die Halteschnur fliegen konnte. Bei diesem Test konnten wir dann erkennen wie gut die zuvor geübten Verhalten eingehalten werden. Unser Papagei flog dabei die gleichen Figuren wie sonst mit Halteleine auch.

 

Falls Sie das auch versuchen wollen, suchen Sie sich bitte zu den oben genannten Übungen fachlich kompetente Hilfe. Der Papageienhof Dreiländereck ist ein guter Anlaufpunkt und bietet sichere Hilfe an um dieses Training zu unterstützen. 

 

  


Runterfliegen

Wenn solche Verhalten gut eingeübt wurden ist Ihr Papagei, falls er sich einmal losreißen sollte, gut vorbereitet und kommt bestimmt gerne wieder zu Ihnen zurück. Was noch fehlt ist die Übung von einem hohen Baum runterfliegen zu können. So Paradox das klingt, aber Heimtiere haben sehr oft Höhenangst und vertrauen darauf, dass der Pfleger sie aus jeder misslichen Situation retten kann. Das kann in der freien Natur zu unangenehmen Situationen führen und muss daher gezielt trainiert werden.

Leichter ist es für einen Papagei „nach oben“ zu fliegen als runter. Wir trainierten daher zuerst einmal den Flug von der Strasse in ein Fenster im ersten Stock.

Danach durften die Papageien auch vom Fenster zu uns auf die Straße fliegen. Wir haben dabei mit einem langen Anflugwinkel gewählt und diesen danach schrittweise verkürzt.
Falls der Papagei uns einmal dabei verfehlte, erlauben wir eine Runde zu fliegen um neuen Anlauf zu finden.


Überhaupt sollten Sie den Papagei nie holen, sondern  bei jeder Fehllandung selbst wieder zu Ihnen fliegen lassen. Was auf dem Feld noch einfach erscheint, wird auf dem nächsten Hausdach unmöglich. Wenn der Papagei erst mal gewöhnt ist von Ihnen „gerettet“ zu werden, wird es sehr schwer umzugewöhnen sein. 

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Umgang mit Wind
Wenn dann alles funktioniert, kommt mit Wind eine neue Problematik auf. Wir haben selbst erlebt wie unsere „Trudy“ die bei Windstille eine vorzügliche Fliegerin ist, bei aufkommenden Böen plötzlich abgetrieben wurde oder den Landeplatz verfehlte. Erst nach einiger Übungszeit fangen die Papageien an Spass daran zu finden und lassen den Wind gerne unter den Flügeln wehen. Wir sind aber immer noch sehr vorsichtig und lassen unsere Papageien nur bei leichten Wind fliegen. Eine weitere Gefahr sind andere Wildtiere. Wir haben es schon erlebt, dass unser „Flugplatz“ von Krähen und kleinen Falken „belegt“ war. An solchen Tagen war nur der sichere „Leinenflug“ erlaubt. Auf keinen Fall wollten wir riskieren, dass die Krähen unsere Papageien als „getarnte Falken“ ansehen.


Falls Ihnen diese Anleitung Lust auf Freiflug gemacht hat, dann wenden Sie sich bitte an den Papageienhof im Dreiländereck .  Dort können Sie entsprechende Kurse buchen und bei allen Schritten begleitet werden.

 

 

 

 

 

 

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